Die „Feierabend-Connection“ – illegaler Verkauf von Fiat G.91 an Portugal

Die „Feierabend-Connection“ – illegaler Verkauf von Fiat G.91 an Portugal

Die Zusammenarbeit zwischen Portugal und Deutschland auf dem Gebiet der Verteidigung hatte sich gut entwickelt. Beide Länder arbeiteten eng bei der Herstellung von Waffen zusammen. Die Luftwaffe hatte sich finanziell stark am Aufbau der Basis Beja beteiligt und nutzte diese für die Schulung von Jetpiloten. Diese Kooperationen waren wichtig für die Kampfführung in Afrika, da Portugal so Geldmittel und letztlich auch die benötigten Flugzeuge erhielt. Letztlich lieferte Deutschland neben den 40 Fiat G.91 noch 70 Schulflugzeuge T-6 Texan/Havard, etwa 100 Verbindungsflugzeuge Dornier Do-27 und elf bis 15 Noratlas-Transporter. Diese Maschinen waren teilweise Leihgaben, die bis in die 1970er-Jahre in Portugal flogen.
Deutschland schlug 1965 mehrere mögliche Flugzeugtypen vor, die Portugal erwerben könne. Die Wahl fiel auf die G.91 R/4, eine Maschine, die Deutschland 1961 in Italien gekauft hatte, nachdem Griechenland und die Türkei diese abgelehnt hatten. Im Gegensatz zu anderen G.91-Versionen, die teilweise in Deutschland von einem Konsortium aus den Firmen Dornier, Messerschmitt und Heinkel gefertigt wurden, kamen die G.91 R/4 aus Italien. Die R/4 unterschied sich von der R/1 der italienischen Luftstreitkräfte durch zwei zusätzliche Unterflügel-Waffenstationen und durch die modernere Avionik der R/3. Die Maschinen waren schon mit griechischen Kennzeichen versehen und nach Larissa im Osten des griechischen Festlands geflogen worden, als Griechenland die Bestellung stornierte. Diese 50 Flugzeuge wurden dann nach Fürstenfeldbruck überführt. Hier wurden sie für Schulungsaufgaben eingesetzt. Die Luftwaffe wollte die R/4 nicht für Kampfeinsätze nutzen. Die Bewaffnung mit Maschinengewehren vom Kaliber 12,7 mm war der Luftwaffe zu schwach. Die vorhandenen G.91 R/3 der Luftwaffe verfügten dagegen über 30-mm-Kanonen. So ergaben sich keine Schwierigkeiten für Deutschland, die wenig kampfstarken Flugzeuge zu verkaufen.

 

Nach Eingang des deutschen Vorschlags wurde dieser an das portugiesische Beschaffungsamt der Luftwaffen weitergeleitet. Major Gomes do Amaral, Chef der Operationsabteilung der Luftstreitkräfte, erhielt das Papier auf seinen Schreibtisch. Er hatte die F-86 Sabre einige Monate lang selbst im Einsatz in Guinea geflogen und war von den Fähigkeiten der Sabre im Kampf gegen die Truppen der Aufständischen wenig überzeugt. Eine Prüfung der mit dem Vorschlag überreichten technischen Dokumente brachte Major do Amaral zur Überzeugung, dass sich die Fiat für den Einsatz in Afrika gut eignen würde. Nachdem er sich die G.91 selbst angesehen hatte, verfasste der Major einen Bericht für das Magazin der portugiesischen Streitkräfte, indem er die Fiat G.91 als die beste Lösung für Portugal herausstellte. Der kleine Jagdbomber könne von wenig vorbereiteten Pisten oder Grassbahnen aus operieren und sei in niedrigen Flughöhen äußerst wendig. Mit Niederdruckreifen und einem leicht modifizierten Fahrwerk ausgerüstet, könne die G.91 mit einem Bremsschirm auf extrem kurzen Flugplätzen starten und landen. Sie sei sehr einfach aufgebaut, was die Wartung erheblich vereinfache und verfüge über ein robustes Triebwerk. Das Navigationssystem komme ohne die Hilfe von bodengestützten Radar- oder Funkstationen aus. Die Maschine sei an empfindlichen Stellen gepanzert, etwa an den Tanks und rund um das Cockpit. Darüber hinaus könne die Fiat alle Waffen tragen, welche die portugiesischen Luftstreitkräfte einsetze und mit Kameras in der Nase auch als Aufklärer dienen.
Am Rande einer Tagung in Lissabon vom 6. bis zum 8. Oktober 1965 schlug Deutschland Portugal den Kauf von 40 Fiat G.91 zusammen mit Ersatzteilen und zehn Ersatztriebwerken sowie einer kompletten Inspektion der Maschinen für einen Preis von je 17,5 Millionen DM vor.

Das ganze politische Tauziehen und die Abwicklung der Lieferung lesen Sie in der FliegerRevue X 74