Luftfahrtpioniere: Ich will fliegen – aber wie?

Luftfahrtpioniere: Ich will fliegen – aber wie?

Sir George Cayley schrieb 1816, der Menschenflug sei von großer Wichtigkeit für die Menschheit und habe mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihm jetzt zu teil werde. Octave Chanute veröffentlichte 1894 sein Werk „Die Fortschritte bei den Flugmaschinen“, in dem er auf die Versuche von John Stringfellow einging. Dieser hatte 1846 ein Flugmodell gebaut, welches einen Flügel von etwa drei Metern Spannweite und 60 Zentimetern Tiefe hatte. Zwei Propeller hatten 40 Zentimeter Durchmesser und verfügten über je drei Blätter, die insgesamt etwa dreiviertel der Kreisfläche einnahmen. Angetrieben von einer Dampfmaschine, wog das Fluggerät leer 2,7 Kilogramm, aufgefüllt drei Kilogramm. Diagonal durch einen Raum von 22 Metern länge war ein Draht gespannt, an dem das Flugmodell entlang glitt. Nach dem Anlauf im ersten Drittel des Weges flog das Modell dann selbstständig. Am Ende war eine Stoffbahn aufgespannt, die das Modell auffing.

 

Am 11. November 1882 hielt der Student der Universität Notre-Dame, Albert F. Zahm, einen Vortrag, in dem er ein Fluggerät, aufgebaut wie ein Drachen beschrieb. Es ist nicht bekannt, ob er es gebaut oder sogar versucht hat, damit zu fliegen. In seinem 1922 veröffentlichten Manuskript über die „Pioniere der Luftfahrt“ beschrieb er seine weiteren Aktivitäten. Danach wurde Ende der 1880er-Jahre auf dem Gelände der Universität ein Gleiter mit rechteckigen Tragflächen gebaut, an den verschiedene Schwanzkonstruktionen angebaut werden konnten. Bei den Versuchen, die nachts durchgeführt wurden, rannte der Flieger eine Rampe hinab und sprang dann, um ein Stück zu Boden zu gleiten. Bei anderen Versuchen war ein Seil vom Dach des Gebäudes zu einem Mast gespannt und daran hängend wurde der Gleiter mit seinem Insassen von einer Winde das Seil entlang gezogen.
In Berlin hatte Otto Lilienthal fast 20 verschiedene Entwürfe für Gleiter realisiert. Sein Normalsegelapparat wurde an Luftfahrtbegeisterte auf der ganzen Welt verkauft. Mit Hilfe der gerade erst entwickelten Fotografie, die für Bilder in Zeitschriften benutzt wurde, erregten die Flugversuche Lilienthals weltweit großes Aufsehen. Unglücklicherweise starb Otto Lilienthal am 10. August 1896 bei einem Flugunfall. Die Berichterstattung über seinen Tod lenkte aber die Aufmerksam der Öffentlichkeit auf das Flugproblem.

 

Etwa zur selben Zeit, im Sommer 1896 begann in Hamburg Arthur Stenzel mit seinen Versuchen mit einem Schlagflügel­gerät. Die Spannweite betrug 6,5 m und der Flügelschlag wurde durch einen Motor bewirkt, der mit komprimierter Kohlensäure arbeitete. Stenzel klagte einem amerikanischen Reporter, er erhalte keine öffentliche Förderung. Er sei sicher, mit einem stärkeren Motor könne er stundenlang durch die Luft fliegen. Fotos und Zeichnungen der Flugmaschine Stenzels wurde weltweit veröffentlicht. Dabei hing das Fluggerät an einem Seil, welches zwischen einem Haus und einem Mast gespannt war und konnte daran offenbar entlang gleiten.

Weitere Gleitversuche an Seilen beschreibt die FliegerRevue X 75.