Wo blieben Italiens Bomber?

Wo blieben Italiens Bomber?

Als Italien an der Seite Deutschlands am 10. Juni 1940 in den Zweiten Weltkrieg eintrat, verfügte das Land mit der Regia Aeronautica über die weltweit drittstärkste Flotte an mehrmotorigen Bombern. Unter den kriegführenden Nationen war dies sogar (nach Deutschland) die zweitstärkste Luftmacht. Die Sowjetunion, welche zahlenmäßig die größte Bomberflotte überhaupt besaß, war damals noch neutral. Und während überall in der Luftfahrt die Jagdflieger am meisten bewundert wurden, waren es in Italien die Bomberpiloten, welche für die schillerndsten Vertreter der Flieger gehalten wurden. Schließlich diente der Schwiegersohn des Diktators Benito Mussolini, Galeazzo Ciano, als Oberstleutnant in einem Bomberverband (und war der Außenminister Italiens) und Mussolinis Sohn Bruno war Staffelführer im gleichen Geschwader. In der Propaganda wurde immer wieder betont, wie hart und kriegsentscheidend die italienische Bomberwaffe im Konfliktfall zuschlagen würde.

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Die Jagdflugzeuge Italiens waren bei Kriegseintritt, abgesehen von wenigen modernen Maschinen, meist behäbige Doppeldecker, untermotorisiert und aerodynamisch wenig schnittig. Im Vergleich mit den Zeitgenossen der Luftwaffe, der Royal Air Force oder der Armée de l’Air waren die italienischen Jäger auch noch sehr schwach bewaffnet. Anders die Bomber: Die meisten der 783 bei Kriegsbeginn im Mittelmeerraum einsatzbereiten italienischen Bomber waren modern und leistungsstark. Abgesehen von einigen älteren Modellen, brauchten alle anderen einen Vergleich mit den Bombern anderer Luftstreitkräfte nicht zu scheuen – auch nicht mit denen der Luftwaffe oder RAF. Trotzdem gelang es dieser eindrucksvollen Armada bis zum Ende des Jahres 1940 keinen schlagkräftigen Angriff zu fliegen, es wurde sogar nicht einmal versucht. Dies macht deutlich, wie unvorbereitet in Organisation und Ausbildung die italienischen Luftstreitkräfte in diesen Konflikt gingen, trotz der anspruchsvollen und aggressiven Rolle, welche ihnen die faschistische Führung zugedacht hatte.
Dieser Fehlstart bei den Kriegseinsätzen ging auf das Versäumnis zurück, den strategischen Zielen Italiens keine konzeptionelle Struktur der Streitkräfte gegenüber zu stellen.

Der Autor schildert verschiedene Einsätze italienischer Bomber, etwa gegen britische Stützpunkte oder während der Luftschlacht um England. Eine Analyse, die diesen wichtigen Aspekt des Luftkrieges darlegt.