100 Jahre Boeing – Kurzstrecken-Jet Boeing 737

100 Jahre Boeing  – Kurzstrecken-Jet Boeing 737

William Boeing gründete am 15. Juli 1916 die Pacific Aero Products Company, die am 26. April 1917 in Boeing Airplane Company umbenannt wurde. Der erste große Auftrag an das junge Unternehmen erging nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg mit der Bestellung von 50 einmotorigen Wasserflugzeugen des Typs Boeing C für die Pilotenschulung bei der U.S. Navy. Heute ist die Boeing Company der weltweit größte Luft- und Raumfahrtkonzern. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 160 000 Mitarbeiter und machte 2015 einen Umsatz von 96,1 Milliarden Dollar, von denen 66 Milliarden auf die Zivilflugzeug­sparte entfielen.

BOEING-William-Edward
Firmengründer William Edward Boeing

Nach dem Krieg spielte zunächst der Transport von Luftpost die entscheidende Rolle. Am 1. März 1919 absolvierten Boeing und der Werkspilot Eddie Hubbard mit einem C-700-Doppeldecker und 600 Briefen den ersten internationalen Postflug von Seattle ins kanadische Vancouver. Später kam Boeing auf die Idee, die Wirtschaftlichkeit der Luftpostdienste durch die Mitnahme von Passagieren zu erhöhen und konstruierte die Boeing 40, einen Doppeldecker, bei dem der Pilot zwar noch in einem offenen Cockpit saß, zwei bis vier Fluggäste aber bereits in einer geschlossenen Kabine zwischen den Tragflächen ­reisten. 1927 erhielt man den Zuschlag für die erste transkontinentale Luftpostverbindung zwischen Chicago und San Francisco.

Boeing B17 - Boeing

Erfolgreich mit dem Bomber B-17 im Zweiten Weltkrieg

Lesen Sie in der FliegerRevue X Nr. 60, wie aus dem kleinen Unternehmen ein Weltkonzern wurde.

 

Boeing 737 – der Bestseller
Nach dem Erfolg mit dem Transatlantik-Jets Boeing 707 war die dreistrahlige Boeing 727 genau auf den Bedarf für Mittelstrecken des amerikanischen Kontinents hin entworfen worden. Jetzt fehlte in der Boeing-Palette noch ein Kurzstrecken-Jet. Erste Vor­überlegungen dazu stellte die Firma bereits in den frühen 1960er-Jahren an. Der Boeing-Chefkonstrukteur Joe Sutter zeichnete seine Entwürfe für eine Maschine, die nach Marktanalysen 50 bis 60 Fluggäste befördern sollte. Wie bei der 727 dachte man an Triebwerke am Heck und ein T-Leitwerk. Da das Flugzeug kleiner werden sollte, waren zwei Turbinen ausreichend. So sahen auch die Konkurrenten des zukünftigen „kleinen Boeing-Jets“ aus. Etwa die Douglas DC-9 oder die britische BAC-111 oder im Osten die sowjetische Tupolew Tu-104. Alle diese Flugzeuge starteten früher in den Verkauf, während man bei Boeing noch am Planen war. Erst im November 1964 entschied das Boeing-Management, mit den Entwürfen des Projektes 737 fortzufahren.

Boeing 737MAX - Boeing
Die neueste Variante der 737 heißt MAX

737 mit ungewöhnlicher Auslegung
Zwei Entwicklungen führten dazu, dass die 737 schließlich anders aussah, als sich Sutter dies gedacht hatte. Boeing steckte zum Einen in finanziellen Schwierigkeiten. Eine Neukonstruktion eines Flugzeugrumpfes und die Beschaffung der dafür notwendigen Produktionsmittel wäre sehr teuer. Also wurde untersucht, ob, wie bei der 727, der Rumpfquerschnitt und die Cockpitnase der 707 übernommen werden könnte. Für die angestrebte Passagierzahl wurde der Rumpf somit aber sehr kurz und verhältnismäßig dick. Das war nicht nur eine Frage der Ästhetik. Bei einem kurzen Rumpf wären die Triebwerke ungewöhnlich dicht hinter die Tragflächen gewandert. Dort bestünde die Gefahr, dass der Lufteinlauf in die Wirbelschleppe der Tragflächenhinterkante geriet und die Leistung der Turbinen bei bestimmten Fluglagen schlagartig abfallen würde. Die aus damaliger Sicht ungeliebte Notlösung war die Unterbringung der beiden Triebwerke unter den Flügeln.

Boeing 737AEWC - UWJ
Eine militärische Variante der 737 als Aufklärer der türkischen Luftstreitkräfte

 

Kostenloser Dokumenten-Download:

Handbuch Boeing 737 (Auszug) (PDF)