Baade 152, der erste deutsche Passagier-Jet

Baade 152, der erste deutsche Passagier-Jet

Große Hoffnungen setzte die DDR Ende der 1950er-Jahre auf die Schaffung einer eigenen Luftfahrtindustrie. Das Passagier-Strahlflugzeug 152 sollte das Aushängeschild und der wirtschaftliche Motor dieses Planes sein. Doch alles kam ganz anders.
Das erste deutsche Strahl-Verkehrsflugzeug mit dem ersten nach dem Krieg auf deutschem Boden entwickelten Strahltriebwerk flog im Osten Deutschlands. Die Geschichte des Passagier-Jets 152 ist eine von vielen Episoden des Junkers-Kriegserbes. Nicht nur die Amerikaner kamen mit dem Junkers-Wissen über den Schnellflug mit Pfeilflügeln und Düsentriebwerken sehr schnell zum Bomber Boeing B-47 und zum Jagdflugzeug North American F-86. Auch in der ehemaligen Sowjetunion hatten die maßgeblichen Leute begriffen, welcher Schatz ihnen mit den deutschen Beute­unterlagen in die Hände gefallen war.

 

Es wurde schließlich nach der Wiederingangsetzung der Junkers-Werke Dessau ein großer Tross von ehemaligen Junkers-Mitarbeitern im Oktober 1946 mit allem Hab und Gut sowie Familienangehörigen in die Sowjetunion verfrachtet. Im November 1953 begannen die deutschen Ingenieure noch in der UdSSR mit der Projektierung und übernahmen dafür das Bauschema des von ihnen entwickelten Bombers EF 150 bei zwanzigprozentiger Vergrößerung. Beteiligt waren neben vielen bekannten deutschen Flugzeugbauern, Triebwerkschef Ferdinand Brandner (ein Österreicher), Hans Wocke als Entwurfsleiter und der Heinkel-Aerodynamiker Siegfried Günther. Zwei Entwürfe standen zur Diskussion, der Schulterdecker und, von Wocke favorisiert, der für Junkers-Flugzeuge typische Tiefdecker. Das neue Junkers-Entwicklungs-Flugzeug EF 152 erhielt den Tarnnamen 15.2.Nach der dritten Demontagewelle in der sowjetischen Besatzungszone 1947 war vom Junkers-Werk in Dessau nichts mehr übriggeblieben. Daher begann ab dem Sommer 1953 der Aufbau eines neuen Entwicklungs- und eines Endmontagewerkes bei Dresden/Klotzsche. Zeitgleich erfolgte in Pirna der Aufbau eines Entwicklungswerkes für Strahl- und Propellerturbinen. Wichtige Baugruppen kamen aus Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) und Schkeuditz. Parallel dazu hatte Baade mit Kremlchef Nikita Chruschtschow selbst eine deutsche Serienfertigung der IL-14P vereinbart. Die Räder und Reifen waren dieselben, wie sie die Comet 3 hatte und kamen zeitweilig aus England. Aus der UdSSR kam das Duralblech, was jedoch mit erheblichen Mängeln behaftet war. Interessanterweise hatte das sowjetische ZAGI das Profil vorgegeben. Auch die Verglasung für den Navigator an der Rumpfspitze war eine Forderung des Auftraggebers. Ebenso die Grenzschichtzäune.

Die ganze dramatische Geschichte der Baade 152 lesen Sie in der FliegerRevue X 76.