Bristol 170 – die fliegende Garage

Bristol 170 – die fliegende Garage

Seit seiner Jugend beschäftigte sich der spätere Flugzeugkonstrukteur A. E. Rosewell mit der Idee, in einem Flugzeug gleichzeitig Passagiere und ihre Autos befördern zu können. Als er dann als Konstrukteur bei der Bristol Aeroplane Company arbeitete, hatten seine Vorgesetzten zu dieser Zeit andere Probleme, es herrschte der Zweite Weltkrieg und Bristol war fest ins Bomberprogramm der Royal Air Force eigebunden. Als sich das Kriegsende abzuzeichnen begann, wurde Rosewell zum Chefkonstrukteur bei der 1910 gegründeten Bristol Aeroplane Company ernannt. Jetzt konnte er das Militär für einen Entwurf begeistern, mit einem Flugzeug, einen Trupp Soldaten und gleichzeitig einen Lastwagen zu befördern, mit dem diese dann sofort in den Einsatz fahren konnten. Doch der Krieg schien bald zu Ende zu gehen und solche Transportmaschinen wurden nicht mehr benötigt. Na dann, so dachte sich Rosewell, befördert das Kombi-Flugzeug, als „Fliegende Garage“ bezeichnet, in Friedenszeiten Reisende über den Ärmelkanal.

Die Briten haben dabei ihre eigene Entwurfs­philosophie: Schön aussehen müssen Flugzeuge nicht, sie müssen nur funktional sein. In seinen Gedanken hatte Rosewell das Kombi-Flugzeug für Automobile und Passagiere bereits fertig entworfen. Es musste lediglich noch mit dem Flugwerk wie Tragflügel und Leitwerk versehen werden. Oben auf den Rumpf setzte Rosewell die Tragflügel mit zwei Motoren und einem langen, stabilen Fahrgestell. Doch ein Cockpit fehlte noch, dieses setzte der Konstrukteur einfach hoch über den Automobil-Lastenraum. Hier müssen die Piloten eben über eine Leiter zu ihrem Arbeitsplatz klettern.


Gemütlich haben es die Piloten in der Bristol 170 nicht, es ist eng und laut. Doch die Flüge sollen ja nur über kurze Strecken gehen. Der Erstflug der Bristol 170 wurde am 2. Dezember 1945 durchgeführt Da die RAF während des Zweiten Weltkrieges im Süden Englands nur wenige Landeplätzte besaß, waren diese in den ersten Nachkriegsjahren noch fest in Militärhand. Darum wird als Basis für die im November 1946 gegründete Silver City Airways bei Lydd Ferry Field an der Südküste von Kent ein eigenes Flugfeld angelegt. Die Gesellschaft will den Flugverkehr zwischen der Insel und dem europäischen Festland aufnehmen. Drüben auf dem Festland gibt es dagegen genügend Flugplätze aus der Kriegszeit. Durch ihre breiten Ballonreifen konnte die Bristol 170 auch von Graspisten wie auf der britischen Isle of Wight operieren. Der erste Einsatzflug der kleinen Airline führt am 7. Juli 1948 von Lympne in Südengland nach Le Touquet in Nordfrankreich. Befördert werden ein Kraftfahrzeug und Passagiere.