Das Scheitern der Armée de I’Air im Jahr 1940

Das Scheitern der Armée de I’Air im Jahr 1940

Den französischen Luftstreitkräften standen im Frühjahr 1940 starke
deutsche Kräfte der Luftwaffe gegenüber, die vor allem über Kampf­erfahrungen verfügten, die von den Franzosen noch gemacht werden mussten.

Der deutsche Angriff auf Frankreich, Belgien und die Niederlande im Mai 1940 ist als klassischer Fall des Blitzkriegs in die Geschichte eingegangen. Der schnelle Zusammenbruch der französischen Armee im Juni 1940 erfolgte trotz der Tatsache, dass diese mehr Panzer und bessere Panzerabwehrkanonen als die deutsche Armee hatte. Schwach waren die Franzosen bei den Kampfflugzeugen, auch wenn der zahlenmäßige Mangel vielleicht weniger bedeutend war, als manchmal behauptet wird.
Für den Westfeldzug standen den deutschen Streitkräften etwa eintausend einmotorige Messerschmitt Bf 109 E und 250 zweimotorige Messerschmitt Bf 110 C zur Verfügung. Im Vergleich dazu verfügten die französischen, britischen, belgischen und niederländischen Luftstreitkräfte über 800 einmotorige und 120 zweimotorige Jagdflugzeuge. In den ersten Tagen stellte die deutsche Luftwaffe in der Erwartung einer sehr schnellen Eroberung der Niederlande 180 Bf 109 E und 62 Bf 110 C gegen die 29 einmotorigen Fokker D. XXI und 23 zweimotorigen Fokker G.I der Niederländer bereit. An den Hauptfronten hatten die Deutschen fast keinen zahlenmäßigen Vorteil an Jagdflugzeugen, da zusätzliche britische Hawker Hurricane innerhalb weniger Stunden nach Beginn der deutschen Offensive eintrafen und die Bf 110 C sich als weniger effektiv als erwartet erwies.

 

Schnelligkeit gegen Wendigkeit
Alle alliierten Jagdflugzeuge waren langsamer als die Bf 109 E, aber alle Typen waren wendiger. Das zahlreichste Jagdflugzeug auf französischer Seite war die Morane-Saulnier MS 406. Obwohl sie nur einen Monat vor dem Erstflug einer Bf 109 im August 1935 erstmals geflogen war, galt sie im Mai 1940 bereits als veraltet. Trotzdem war die MS 406 im Kampf keineswegs ineffektiv. Zum Beispiel flog Robert Williame eine solche Maschine, als er am Morgen des 8. Juni 1940 drei Bf 109 E abschoss – eine Leistung, die er am selben Nachmittag mit dem Abschuss von drei Junkers Ju 87 Sturzkampfbombern fortsetzte.
Die Luftwaffe besaß allerdings eine überwältigende Überlegenheit bei den Kampfflugzeugen. Fast 1200 Heinkel He 111, Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 Kampfflugzeuge und 340 Junkers Ju 87 Sturzkampfbomber standen gegen etwa 400 französische Bomber, einschließlich 38 Vought V-156F und Loire-Nieuport LN 411 Sturzkampfbomber der französischen Marine. Die französischen Bombergruppen waren bei der Umrüstung auf neue Typen noch stärker im Rückstand als die Jagdgruppen. Einheiten, die mit der neuen Lioré et Olivier LeO 451 ausgerüstet waren, hatten immer noch Probleme mit ihren zu komplizierten hydraulischen, elektrischen und pneumatischen Systemen. Außerdem mangelte es an Ersatzteilen. Einheiten, die auf importierte amerikanischen Martin 167 und Douglas DB 7 Kampfflugzeuge umrüsteten, konnten wegen Verzögerungen bei der Bewaffnung erst am 22. Mai bzw. 31. Mai in den Einsatz gehen. Die Amiot 351 und Amiot 354, die von den Flugleistungen her der Junkers Ju 88 überlegen waren, kamen gerade erst vom Band. Die Maschinen konnte bis zum 4. Juni nicht eingesetzt werden und dann später auch nur bei Nacht. Die meisten der britischen Kampfflugzeuge in Frankreich waren einmotorige Fairey Battle mit einer Bombenlast von nur 454 kg.
Es ist jedoch fraglich, ob die Deutschen einen großen Nutzen aus ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit an Bombern ziehen konnten. Ihr Einsatz am 10. Mai, dem ersten Tag des Feldzuges, um alliierte Flugplätze anzugreifen, brachte enttäuschende Ergebnisse. 13 von 49 Jagdflugzeugen der belgischen Luftwaffe wurden am Boden zerstört. Aber nur 31 von 91 französischen Flugplätzen wurden angegriffen. Auf 16 dieser Flugplätze waren gar keine Kampfflugzeuge stationiert. Mehrere angreifende deutsche Flugzeuge wurden durch Flakfeuer abgeschossen. Am Nachmittag des 10. Mai warfen Flugzeuge der 8. Staffel des Kampfgeschwaders 51, die den Flugplatz Dijon-Longvic bombardieren sollten, ihre Bombenlast nach einem Navigationsfehler auf das 224 Kilometer entfernte Freiburg im Südwesten Deutschlands ab.