Die Bodendienstgeräte der DDR

Die Bodendienstgeräte der DDR

Die Konstruktion und Fertigung der ersten Generation von Bodengeräten stand unter großem Zeitdruck. Der MAB Schkeuditz erhielt die Aufgabe, als Leitbetrieb exportfähige Geräte zu entwickeln. Diese Aufgabenstellung bestand bis zur Auflösung der Luftfahrtindustrie im Frühjahr 1961. Die Beschlüsse der 3. Industriezweigkonferenz vom 29. Januar 1960 im Dresdner Klubhaus der Flugzeugbauer bekräftigten das mit der Auflage: „Pos. 1.36
Gewährleistung der Bereitstellung der für den Flugbetrieb erforderlichen Bodengeräte einschließlich fristgerechter Durchführung der zugeordneten F- und E-Aufgaben.
Verantwortlich: Werkdirektor Werk 805 (MAB Schkeuditz)“
Noch unter der Bezeichnung Verwaltung für Industriebedarf Pirna als Herausgeber, erschien 1955 eine erste Werbemappe für die Produkte Schmierstoff-Auf- oder -Abfüllwagen, Pressluftflaschenwagen, Gepäck- und Montagewagen, Passagiertreppe, Bugsierwagen und Elektrovorwärmgerät.

Für einen Teil der mobilen Bodendienstgeräte nutzte Konstrukteur Stahl auch das Wissen der Eisenacher Autobauer. Der Einfluss der Thüringer „Karosserie-Schneider“ auf das Design der Bodendienstgeräte, etwa des Schmierstofftankwagens, ist besonders in der überarbeiteten Ausführung sichtbar. In geschlossener Einachsbauweise ausgeführt und mit zwei isolierten, beheizbaren Behältern mit je 0,4 m³ Fassungsvermögen für Frisch- und Altöl ausgestattet, diente der Wagen zum Betanken von Flugzeugen mit vorgewärmtem Schmierstoff. Die erforderliche Temperatur konnte durch die wahlweise Schaltung von vier Heizpatronen (220 oder 380 V Spannung) mit Steuerung über elektrische Kontaktfernthermometer erzielt werden. Mittels einer Flügelradhandpumpe, mit einer Pumpleistung von 20 l/min, wurde das Frischöl aus Fässern in den Frischölbehälter gesaugt, unter Umwälzung erwärmt und in das System des Flugzeugs befördert. Das Enttanken erfolgte ebenfalls mittels Flügelradhandpumpe in den Altölbehälter. Nach elektrischem Erwärmen und Umwälzen konnte der Schmierstoff wieder in das System des Flugzeugs gepumpt werden. Über zwei Gummischläuche von drei bzw. vier Meter Länge mit der Nennweite NW 25 erfolgte der Transport des Schmierstoffes von und zum Schmierstofftankwagen.
Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1957 im Pavillon der DDR-Luftfahrtindustrie präsentierte der MAB erstmalig folgende Bodengeräte:
– Schmierstoffdienstwagen
– Vorwärmwagen
– Startdienstwagen
– Pressluftflaschenwagen
– Bugsierwagen
– Hubwagen
– Passagiertreppe in Luxusausführung
Der MAB Schkeuditz nutzte seine Bodendienstgeräten auch selbst im Werksflugverkehr. So füllte am 20. September 1957 ein Bodenmechaniker den Schmierstoff der IL-14P der polnischen LOT mit der Kennung SP-LNA auf. Die erste für die LOT in Schkeuditz generalüberholte und modernisierte Iljuschin IL-14P wurde zum Start nach Berlin-Schönefeld vorbereitet, um sie dort dem Halter zu übergeben.

Für das Anlassen von Kolbentriebwerken wird eine ortsveränderliche Fremdstromquelle benötigt. Dafür entwickelten die MAB-Ingenieure einen Akku-Anlasswagen, bezeichnet als Startdienstwagen, mit einer Leistung von 24 V Spannung und 300 Ah. Letzteres wurde auf 600 Ah erhöht, und die vier Batterien konnten 25 Minuten lang bei 450 A Stromstärke diese Leistung vorhalten. Als Einachsanhänger ausgeführt, zeugt die formschöne Karosserie besonders vom Einfluss der Autobauer. Ausgestattet mit Instrumenten, wie das Bedienpult mit Ampere- und Voltmeter, Signallampen und Steckdosen für Handlampe und 50-Watt- Stativscheinwerfer sowie Extrakabel zum Anlassen kleiner Triebwerke, konnte das Gerät zu jeder Zeit und auf jedem Vorfeld eines Flughafens eingesetzt werden.