Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) bis 1945

Die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) bis 1945

Eingerichtet 1912, um den deutschen Rückstand in der Luftfahrt aufzuholen, brachte es die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof Anfang der 1940er-Jahre bis an die Weltspitze der Luftfahrtforschung.

In den Jahren 1936 bis 1938 wurde in Adlershof auf dem Nordgelände ein großer, kontinuierlich betriebener Hochgeschwindigkeitskanal für eine Strömungsgeschwindigkeit nahe Mach 1 errichtet. Aufgebaut als Kanal vom „Göttinger Typ“, mit einer geschlossenen Mess-Strecke und vielen bereits von den zuvor beschriebenen Kanälen her bekannten Details, hebt sich diese Anlage aber wegen ihrer Leistungsparameter deutlich von anderen Anlagen der DVL ab. Die beiden Antriebsmotoren für die gegenläufig drehenden Laufräder des Gebläses leisteten maximal 12 500 kW. Die Luftführung mit einem größten Durchmesser von etwa 7,5 m war wieder aus Stahlbeton gefertigt, lediglich die diesmal geschlossene Mess-Strecke, Teile des Diffusors und der Kanalwandung im Gebläsebereich waren aus Stahl hergestellt. Mess-Streckendurchmesser und -länge betrugen 2,7 m.
Besondere Sorgfalt wurde auf die Herstellung hinreichend glatter Innenflächen des Kanals verwendet. Im Verein mit dem großen Kontraktionsverhältnis der Düse, der sorgfältigen Auslegung der Umlenkungen, des Diffusors und der Nebenluftzuführung erreichte der Kanal Spitzenwerte in der Strömungsqualität, beispielsweise im Turbulenzgrad der Mess-Strecke. Einen erheblichen Beitrag leistete hierbei sicherlich auch die konstruktive Gestaltung des Gebläses mit zwei gegenläufig arbeitenden Laufrädern, die für eine nahezu drallfreie Abströmung sorgten und die Benutzung einer Leiteinrichtung überflüssig machten.

Die Strömungsgeschwindigkeit in der Mess-Strecke wurde über die Motordrehzahl gesteuert. Im leeren Kanal wurde bei Volllast im Messquerschnitt Schallgeschwindigkeit erreicht. Geringfügige Versperrungen des Querschnitts in der Mess-Strecke (z. B. durch Modelle und Modellhalterungen) ließen die erreichbaren Strömungsgeschwindigkeiten dann aber deutlich sinken, sodass man vielfach eine Angabe von Mach 0,9 als charakteristische Geschwindigkeit für diesen Kanal findet. Die heute bei Windkanälen zur Verminderung des Wandeinflusses übliche Perforierung oder Schlitzung der Mess-Streckenwände war damals noch nicht bekannt. Das Temperaturregime innerhalb des Windkanals wurde über eine temperaturgeführte Zumischung von kalter Außenluft eingestellt. Der zugemischte Luftanteil betrug maximal 15 Prozent der umlaufenden Luftmenge, der Luftüberschuss konnte über einen festeingestellten Ringspalt abgeblasen werden.
Der Hochgeschwindigkeitskanal war für vielseitige Messaufgaben vorbereitet. Große druckfeste Fenster in der Mess-Strecke gestatteten den Einsatz optischer Verfahren, etwa der Schlierenmethode. Belegt ist die Nutzung des Kanals für Modelluntersuchungen an Pfeilflügelanordnungen, einem damals hochaktuellen Forschungsgegenstand der Hochgeschwindigkeitsaerodynamik. Nachgerüstet wurde der Kanal mit verschiedenen Windkanalwaagen und einem Luftschraubenprüfstand mit einer Antriebsleistung von ca. 150 kW.