Die Salon-Variante der Iljuschin Il-14 in der DDR

Die Salon-Variante der Iljuschin Il-14 in der DDR

Im Laufe des Jahres 1957 etablierten sich die Regierungsflieger der NVA unter ihrem Kommandeur Hauptmann (später Oberstleutnant) Kurt Bauditz zunächst mit dem Personal in der Nachrichtenkaserne von Niederlehme und den Flugzeugen im Bereich Diepensee des Flughafens Schönefeld.
Die beiden aus der UdSSR importierten IL-14P, Nr. 470 und 471, hatten eine dem damaligen sowjetischen Geschmack entsprechende „plüschige“ Salonausstattung und genügten somit nicht den Ansprüchen der DDR-Führung. Etwa Ende 1957 erhielt der Maschinen- und Apparatebau (MAB) Schkeuditz den Auftrag, Verkehrsflugzeuge des Typs IL-14P mit einer Salonausstattung für die Regierungsmitglieder der DDR auszurüsten. Der MAB-Chefkonstrukteur Heinz Roessing beauftragte seine Konstrukteure und seinen Industrie-Designer Werner Schoppe mit dem Entwurf einer modernen Salongestaltung in mehreren Varianten. Eine traditionelle, bis 1926 zurückreichende Zusammenarbeit des Luftfahrtstandortes Schkeuditz mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle/Saale nutzte auch der MAB Schkeuditz für deren Mitwirkung an der Innenausstattung der Salon-Maschinen. Besonders konnte sich die „Burg“ bei dem Design des Mobilars einbringen.

 

Die erste Maschine war für den SED-Generalsekretär und Stellvertretenden Ministerpräsidenten der DDR, Walter Ulbricht, einzurichten. Dafür lieferten 1958 die Flugzeugwerke Dresden die 27. Maschine aus DDR-Produktion mit der Werk-Nr. 14 803 027 an die LSK/LV der NVA, die diese IL-14P mit der taktischen Kennung 485 registrierten.
Ein erstes Treffen von MAB-Chefkonstrukteur Heinz Roessing mit dem damaligen Chef der Regierungsfliegerstaffel Hauptmann Bauditz fand am 29. November 1957 in Strausberg statt. Dort stellte Roessing den Entwurf von „Burg“-Professor Engemann vor. Umgesetzt wurde aber das Design von Werner Schoppe. Es kann also angenommen werden, dass Roessing auch diesen Entwurf zur Diskussion stellte. Nach schwierigen Diskussionen, die Wünsche des Politbüros zur Ausstattung konnte man nicht so ohne weiteres übergehen, gelang es Roessing, die Partner vom modernen Design der MAB-Entwickler zu überzeugen. An Hand der Ausstattungsfotos ist nachgewiesen, dass der Entwurf von Schoppe, Grafik und Zeichnung, auch so umgesetzt wurde. Beide Grafiken sind Bestandteil der Projektdokumentation „Ergänzung zum Handbuch IL-14P Sonderausführung Salonmaschine; VEB Maschinen- und Apparatebau Schkeuditz 1957/58; Exemplar Nr. 1“, teilweise in handschriftlicher Form.

 

Eine besondere Geschichte haben die Farbfotos von der Innenausstattung. Deren Rettung verdanken wir Dipl.-Ing. Rolf Heinze von MAB Schkeuditz. Zum Ende des Flugzeugbaus 1961 wüteten, wie immer bei Umbrüchen, bildungsferne Abräumer- und Vernichtungsideologen auch im MAB Schkeuditz. Heinze sicherte die Fotos, nahm sie mit nach Hause und vergrub sie vorsichtshalber in seinem Garten. Ein Auffinden dieser Bilder bei ihm zu Hause hätte damals fatale Folgen für ihn gehabt. Nach 1990 aktiv an der Bewahrung der Schkeuditzer Luftfahrtgeschichte beteiligt, hat er sie wiedergefunden und dem Archiv der Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten Deutscher Luftfahrtgeschichte e.V. (GBSL) übergeben.