
Der neue Düsenjäger sollte mit Deltaflügeln ausgestattet sein, die unter Flugzeugkonstrukteuren gerade als beste Lösung für überschallschnelle Maschinen gehandelt wurden. Entwickelt hatte diese Flügelform der deutsche Dr. Alexander Lippisch vor und während des Krieges. Ein Prototyp eines Lippisch-Delta-Flugzeugs war in die USA verschifft und dort ausgiebig im Windkanal untersucht worden. Auch die amerikanische Luftfahrtforschungsorganisation NACA hatte sich seit 1944 mit dreieckigen Flügeln befasst. Der Deltaflügel ist relativ einfach zu bauen, bietet für Tanks und Ausrüstung viel Platz im Inneren und macht meist die sonst üblichen Höhenleitwerke überflüssig. Eine Erprobungsmaschine von Convair, die XF-92, hatte sehr gute Daten zu den Eigenschaften des Deltaflügels geliefert und so den Weg für Flugzeuge wie die F-102, F-106 und den Bomber B-58 frei gemacht.
Bei Convair gab man den Entwürfen für das neue Jagdflugzeug die Werksbezeichnung MX-1554, wesentlich populärer war bei den Ingenieuren der interne Projektname „Dragon Fly“ (Libelle). Bei der amerikanischen Luftwaffe wurde das Projekt anfangs als „1954 Interceptor“ geführt, damit wurde die Hoffnung ausgedrückt, die Maschine könnte schon 1954 in Dienst gestellt werden. Erstmals erhielt mit der F-102 ein Flugzeugwerk nicht nur den Auftrag ein Flugzeug zu entwerfen, sondern es wurde ein komplettes Waffensystem gefordert. Convair sollte also zusätzlich die passende Bewaffnung und Bordausrüstung entwerfen und liefern. Besonders wichtig für die Einsatzfähigkeit waren ein Bordradar und spezielle Waffen. Nach langen Überlegungen entschied man sich bei Convair, auf Bordkanonen zu verzichten und den neuen Abfangjäger nur mit Raketen auszurüsten. Diese sollten hauptsächlich in einem inneren Waffenraum transportiert werden, um die Zelle aerodynamisch so sauber wie möglich zu halten. Schließlich war gefordert, dass der Jäger schneller als der Schall fliegen sollte.
Der erste Prototyp YF-102 starte am 24. Oktober 1953 auf der Edwards Air Force Basis zu seinem Jungfernflug. Im Cockpit der Maschine mit der Seriennummer 52-7995 saß Testpilot Richard L. „Dick“ Johnson. nach vergeblichen Versuchen die Schallmauer zu durchbrechen, ging der Prototyp jedoch am 1. November 1953 verloren. Johnson wurde dabei schwer verletzt. Außerdem hatte man große Hoffnung auf die schlanke Maschine mit Deltaflügeln gesetzt und war enttäuscht, dass die Schallgeschwindigkeit nicht überschritten werden konnte. Der zweite Prototyp wurde mit dem stärkeren Triebwerk Pratt & Whitney J67 ausgerüstet und flog erstmals am 11. Januar 1954. Aber auch hier gelang die Überschreitung von Mach 1 nicht. Das Flugzeug war nicht dazu zu bewegen, schneller als M 0,98 zu fliegen.
Lesen Sie in der FliegerRevue X Nr. 56, wie die in Deutschland entdeckte Flächenregel, der F-102 doch noch zum Überschallflug verhalf und weitere Details aus der Entwicklung dieses einmaligen Jagdflugzeugs.
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