Geheimoperation „Chisel“

Geheimoperation „Chisel“

Kurz vor Kriegsende versuchte der amerikanische Geheimdienst OSS Exil-Deutsche mit Flugzeugen nach Deutschland zurück zu schleusen. Dort sollten die meist kommunistischen Agenten für sie spionieren. In der stürmischen Nacht des 19. März 1945 endete solch ein Geheim­unternehmen jedoch tödlich.
Noch vor der Invasion der Westalliierten in der Normandie hatte die „Labor Division“ (der operative Teil des amerikanischen Geheimdienstes OSS, später in CIA umbenannt) im März 1944 verschiedene miteinander im Zusammenhang stehende Unternehmungen gegen Deutschland geplant, deren gemeinsamer Deckname „Downed“ war. Die Aufgabe bestand darin, das Ruhrgebiet, das Herz der deutschen Industrie und vor dem Krieg das Zentrum des deutschen Gewerkschaftswesens, mit einer „lautlosen Invasion“ zu infiltrieren. Ausgestattet mit einer neuen Identität sollten Exil-Deutsche als Agenten in der Nähe ihres früheren Wohnortes nachts mit einem Fallschirm abgesetzt werden. Dort bestanden ihre Aufgaben darin, den aktuellen Frontverlauf zu erkunden sowie die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung zu ermitteln. Darüber hinaus sollten Kontakte zu „Anti-Nazi-Gruppen“ gesucht werden und weitere Widerstandsgruppen gegründet werden. Über Funk sollten sie ihre Erkenntnisse nach England übermitteln.

Chisel 02

Einschleusung von US-Agenten nach Deutschland
Anfang März 1945 wurden mehrere bereits vorbereitete Agenteneinschleusungen im Rahmen einer Operation mit der Bezeichnung „Chisel“ (Beitel) wieder abgesagt. Da erhielt am Morgen des 19. März die 25. Bomber Group  (Rcn) (Bombergruppe im Aufklärungseinsatz) den Befehl, die Navigatoren  Major John Walch und Lt. William Miskho für einen Flugauftrag mit einer A-26 zum Flugplatz Harrington zu schicken. Miskho befand sich aber gerade im Urlaub und stand so nicht zur Verfügung. Lt. John Jackson, ein Mosquito-Navigator, sollte ihn dann als Chef-Navigator in der zweimotorigen Douglas A-26 Invader Nr. 43-22524 ersetzen. Pilot der Mission würde Lt. Oliver H. Emmel sein, als Bordschütze würde Sgt. Fredrick J. Brunner fungieren. Der Einsatz war überraschenderweise schon für die kommende Nacht angesetzt.

Kompetenzgerangel
Darüber, wer den Einsatz anordnen durfte, gab es hinter den Kulissen ein heftiges Gerangel. So wurden den ganzen Tag über Befehle, den Einsatz zu fliegen, mehrmals erteilt und wieder aufgehoben. Schließlich kam die Nachricht, die ausgewählte Maschine dürfe nicht fliegen, denn das Flugzeug benötige eine 100-Stunden-Inspektion. Die A-26 werde gerade auf dem Flugplatz Watton einem Funktionstest mit beträchtlichen Demontagen unterzogen und es bestünden Zweifel an der momentanen Lufttüchtigkeit. So wurde entschieden, dass die A-26 für Reparaturen und  Inspektionen im Hangar bleiben soll.

Chisel 01

Flug in die Nacht
Ohne Hoheitszeichen und Schwarz über alles getarnt, startete die A-26 Kurz vor Mitternacht in Richtung Niederlende zum Weiterflug in extrem niedriger Höhe hinein nach Deutschland.
Lesen Sie in der FliegerRevue X Nummer 55, ob die Maschine als flugtüchtig und die Besatzung als kompetent für die heikle Mission angesehen werden kann. Erfahren Sie, wer der eingeschleuste Agent war und was er in Deutschland tun sollte.

Kostenloses Zusatzmaterial zum A-26-Artikel finden Sie hier:

A-26 technische Details (PDF)