Beim Kurzstart sind vor allem gute Langsamflug-Eigenschaften gefordert. Langsam zu fliegen ist normalerweise kein Problem, dafür kann man die Landeklappen entsprechend gestalten. Doch zum Langsamfliegen gehört auch das Fliegen mit nur einem Triebwerk. Genau hier beginnen die Probleme für den Konstrukteur. Fachleute sprechen von einer Vmc, der Mindestgeschwindigkeit mit einem Triebwerk, die bei Leichtflugzeugen am Geschwindigkeitsanzeiger mit einer roten Linie gekennzeichnet werden muss. Gerade hier schlägt sich die Britten-Norman BN-2 hervorragend. Anfangs wurden die Flugzeuge mit Zweiblatt-Propellern ausgeliefert. Nach und nach stellten die Betreiber aber auf leistungsfähigere und leisere Drei- oder Vierblatt-Propeller um.
Aber wo sollen nun die neuen Flugzeuge gebaut werden? In den 1960er-Jahren herrscht eine Rezession in der britischen Luftfahrtindustrie. Kleinere Firmen verschmelzen zur BAe (British Aerospace). Somit gibt es genug ehemalige Fluggelände mit Luftfahrtindustrie und vielen arbeitslosen Flugzeugbauern im Lande. Auf der Ferieninsel Isle of Wight im Ärmelkanal werden Norman und Britten fündig. Hier, in der Flugzeughalle von Bembridge wird das erste Exemplar ihres Entwurfs gebaut. Der Prototyp G-ATCT wird auch wirklich fertig. Noch ist das Flugzeug mit zwei Motoren IO 360 Continental (Sechszylinder mit je 210 PS) ausgerüstet. Während der Flugerprobung stellt sich jedoch heraus, dass die Triebwerke zu schwach gewählt sind. Notgedrungen muss auf stärkere Lycoming O 540 (260 PS) umgestellt werden. Damit steht die benötigte Antriebsleistung bereit – das Flugzeug wird zu einem echten Kurzstarter.
Der Erstflug der BN-2 Islander wird am 12. Juni 1965 durchgeführt. Nach der erfolgreicher Flugerprobung und Zulassung werden alle erreichbaren Luftfahrt-Ausstellungen in Europa besucht. Die Islander kann in Paris le Bourget, auf der deutschen ILA in Hannover und der Farnborough Airshow bewundert werden. Langsam gehen endlich auch Bestellungen für den Typ ein.
