Jagd-Segler Blohm & Voss Bv 40

Jagd-Segler Blohm & Voss Bv 40

Richard Vogt von Blohm und Voss sah die Situation der deutschen Luftverteidigung wesentlich klarer als die Entscheider im Reichsluftfahrt­ministerium. Er verzichte auf die immer knappen Flugmotoren und nutzte mit dem Baustoff Holz ein reichlich vorhandenes Material. Mit dem Einsatz als Gleitflieger wurden keine Piloten mit Motorflugschulung und -erfahrung benötigt. Das RLM setzte zu dieser Zeit dagegen alle Kraft auf den Einsatz besonders schwerer Waffen vom Flugzeug aus, etwa von Panzerabwehrkanonen oder von großen, ungesteuerten Raketen. Dazu mussten zweimotorige Maschinen mit mehrköpfiger Besatzung herangezogen werden. Mit unglaublicher Treff­sicherheit hatte das RLM wieder einmal auf die falsche Lösung gesetzt. Als die Amerikaner Langstrecken-Begleitjäger mit den Bombern fliegen ließen, waren die ganzen für diese zahlreichen Entwicklungen eingesetzten Ressourcen nutzlos verschwendet. Die plumpen Waffenträger hatten gegen ein amerikanisches Jagdflugzeug keine Chance.

In Berlin wurde inzwischen eine Versuchsmaschine durch Studenten der Akaflieg gebaut. Als FFGB 341 (Flugtechnische Fachgruppe Berlin) wurde sie beim RLM geführt, die Akaflieg bezeichnete sie nach ihrer eigenen Produktionsreihe als Berlin B9. Der Erstflug der B9 mit dem Kennzeichen D-ECAY erfolgte am 10. April 1943 in Schönefeld bei den Henschelwerken. Das kleine zweimotorige Flugzeug untersuchte die Belastungsfähigkeit von liegenden Piloten und flog dazu sehr kleine Abfangradien mit hoher g-Belastung. Der Testpilot der Bv 40, Rautenhaus, sowie ein weiterer Testpilot von Blohm und Voss, Hilleke, flogen die B9 am 15. September 1943.
Bei der detaillierten Durchplanung des Projektes P 186 stießen die Konstrukteure von Blohm und Voss bald auf Schwierigkeiten. Wenn die Tragflächen des Gleiters das Leitwerk einer B-17 kappen sollten, mussten sie sehr stabil und damit auch sehr schwer werden. Mit diesem Fluggewicht konnte eine Messerschmitt Bf 109 oder eine Focke-Wulf Fw 190 als Schleppmaschine nicht mehr starten. Es wären also ein Raketenantrieb an der P 186 notwendig geworden und die Flugeigenschaften des schweren Gleiters hätten sich ebenfalls verschlechtert. Somit ließ Dr. Vogt die Ramm-Idee fallen und entwickelte die P 186 zu einem Gleitjäger weiter.

Der generelle Aufbau und das Startverfahren der bisherigen P 186 blieben erhalten, nur sollte der Gleiter jetzt den Bomber mit Bordkanonen abschießen. Als Argument wurde geltend gemacht, der Gleiter mit liegendem Piloten hätte nur eine Stirnfläche von einem halben Quadratmeter. Die Propellerjäger hätten dagegen mindestens die dreifache Fläche. Daher könne der Gleiter schwerer von den amerikanischen Bordschützen getroffen werden und auch näher an die Bomber heranfliegen. Vogt präsentierte seinen geänderten Entwurf dem RLM, das am 30. Oktober 1943 den Auftrag über den Bau einer Attrappe und von sechs Flugzeugen, vermutlich Versuchsmuster, erteilte. Bei Blohm und Voss begann man unverzüglich mit der Detailkonstruktion.