
Die genaue Analyse der Erfolge oder des Versagens Japans in der Luft wurde durch den schon zu Kriegszeiten gemachten Fehler behindert, die Luftstreitkräfte des Landes als große Einheit zu sehen. Wie viele Kriegsparteien verfügte Japan über eigene Marineluftstreitkräfte, die unabhängig von den Fliegerkräften der Armee waren. Ungewöhnlich war, dass diese Marineflieger fast die Stärke der Armee-Luftstreitkräfte erreichten. Angesichts des überragenden Erfolges der Marineflieger beim Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 oder der Versenkung der britischen Schlachtschiffe HMS „Prince of Wales“ und HMS „Repulse“ drei Tage später, gab es die Tendenz bei den Alliierten, die Armeeflieger fast zu einem Phantom zu reduzieren. Diese frühen Erfolge der Marineflieger sind auf die erfolgreiche Konzentration der vorhandenen Kräfte auf ein Ziel zurückzuführen. Pearl Harbor wurde von sechs Flugzeugträgern angegriffen. Großbritannien hat, abgesehen von einer Ausnahme vor Norwegen im November 1940, nie mehr als einen Flugzeugträger für eine Operation eingesetzt. Die Japaner setzten 85 Bomber ein, um die beiden Schlachtschiffe zu versenken. Als die deutschen Schlachtkreuzer „Gneisenau“ und „Scharnhorst“ durch den Englischen Kanal dampften, konnte Großbritannien gerade einmal 39 Torpedoflugzeuge gegen sie aufbieten.
Heute steht fest, dass den alliierten Schätzungen, wie viele Flugzeuge die Japaner gegen sie einsetzen konnten, nur etwa zweidrittel dieser Zahl wirklich gegenüberstanden. Auch wurden die Leistungen dieser Flugzeuge unterschätzt. Verfügbare Informationen wurden von den höheren Dienstgraden nicht angenommen und berücksichtigt. Als im August 1937 japanische Bomber von Typ Mitsubishi G3M1 von Kyushu aus 1100 km weit flogen, um chinesische Städte zu bombardieren, wunderte sich der britische Befehlshaber in Malaya, wie die Japaner diese Distanz zurücklegen konnten. Man war von der Existenz japanischer Langstreckenbomber total überrascht worden.
Auch das berühmte Jagdflugzeug der Marineflieger, die Mitsubishi A6M2 Zero, sorgte angeblich für eine unangenehme Überraschung. Dabei wurde dieser Flugzeugtyp schon zuvor in vier Geheimdienstberichten des britischen Luftfahrtministeriums ausführlich beschrieben. Eine Zero war im Februar 1941 sogar in die Hände der Chinesen gefallen und von britischen und amerikanischen Fachleuten untersucht worden. Der Jäger, der den Briten aber die meisten Probleme bescherte, war die Nakajima Ki-43 Hayabusa. So wie die Zero war sie zwar langsamer als die amerikanische P-40B oder die britische Hawker Hurricane IIB, doch ihr Vorteil war die größere Reichweite, bessere Manövrierfähigkeit und Steigrate. Der große Nachteil beider japanischer Jäger waren ihre ungeschützten Benzintanks. Die Tanks waren nicht selbstdichtend und es fehlten eigene Panzerplatten für die Tanks. Noch dazu war die Hayabusa mit zwei Maschinengewehren vom Kaliber 7,7 mm hoffnungslos unterbewaffnet.
Der schwerwiegenste Nachteil der Alliierten war die fehlende Kompetenz der eigenen Piloten. Besonders bei den britischen Fliegerkräften in Malaysia waren die Flugzeugführer direkt von den Flugschulen in den Kampf geschickt worden. Es fehlten ihnen sogar Erfahrungen in der Bedienung von Verstellpropellern und Kühlerklappen. Bei den Japanern waren die meisten Piloten schon im Krieg gegen China geflogen, einige galten sogar als Fliegerasse.