MiG-19 – der Sprung über Mach 1

MiG-19 – der Sprung über Mach 1

Die MiG-19 war ein in vieler Hinsicht überragendes Flugzeug. Da der Beschluss zum Beginn der Serienfertigung am 17. Februar 1954 gefasst wurde, war die MiG-19 das zweite in Serie gebaute Überschalljagdflugzeug der Welt. Die amerikanische Konkurrenz F-100 befand sich schon seit Ende 1953 in der Produktion, wurde aber Ende 1954 gegroundet, nachdem strukturelle Schwächen aufgetreten waren. Die MiG-19 zeigte eine ausgezeichnete Steigleistung und übertraf damit alle bis dahin gebauten Flugzeuge.

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Im Vergleich zur westlichen North American F-100 Super Sabre hatte die MiG-19 eine bessere Steiggeschwindigkeit und auch eine höhere Horizontalgeschwindigkeit.
In sehr kurzer Zeit hatte die Sowjetunion ihre Konkurrenten auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs nicht nur erreicht, sondern auch überholt. Das war eine ausgezeichnete Leistung, wenn man bedenkt, dass die sowjetische Luftfahrtindustrie zum Ende des Zweiten Weltkriegs von den deutschen, amerikanischen und englischen Standards weit entfernt war. Die MiG-19 wurde in der UdSSR als Übergangsmuster zur MiG-21 betrachtet, so wie die F-100 und die französische Super Mystere B-2 der Übergang zur F-104 und Mirage III waren.
Obwohl die MiG-19 nur in einer begrenzten Stückzahl im Verhältnis zu anderen Typen gebaut wurde, nahm sie an vielen militärischen Konflikten teil. In Vietnam wurde sie von den Amerikanern mit Respekt betrachtet, obwohl diese mit besseren Flugzeugen in den Kampf gingen. Auch im Mittleren Osten wurde sie eingesetzt. Sowjetische MiG-19-Piloten schossen 1964 eine RB-66C über der DDR ab und auch beim Abfangen der U-2 von Francis Gary Powers im Gebiet von Swerdlowsk war sie beteiligt.

Der Jäger SM-50 war eine MiG-19 mit Zusatz-Raketentriebwerk unter dem Rumpf.

Die MiG-19 im Truppendienst
Das Tempo bei der Überführung von Flugzeugen in die Serienproduktion entsprach in der UdSSR in den 1950er-Jahren dem Tempo der Kriegszeit. Der Erstflug der SM-9/1 fand im Januar 1954 statt und am 3. Juli 1955 nahm an der Luftparade in ­Tuschino bereits eine Gruppe MiG-19 des in Kubinka stationierten 234. JG teil.
In der UdSSR wurden die Jagdfliegergeschwader der Luftstreitkräfte (LSK), der Luftverteidigung (LV) und der Fliegerkräfte der Seekriegsflotte ausgerüstet. Mehr als 60 Flieger­geschwader erhielten MiG-19 der unterschiedlichsten Modifikationen. Als ein reines Abfangjagdflugzeug wurde es jedoch nur von der Luftverteidigung verwendet. Der erste Abfang­versuch mit einer MigG19 fand im Jahre 1956 statt. Im Herbst 1957 startete vom Flugplatz in Andishan (Turkmenien) eine MiG-19 des dort stationierten Geschwaders der Luftverteidigung. Der Pilot mit seiner Maschine erreichte eine Höhe von 17 000 m und sah 3000 m höher das Ziel fliegen. Nach der Landung glaubte man dem Piloten nicht, dass es Flugzeuge gibt, die in dieser Höhe fliegen können. Ein derartiges Flugzeug existierte jedoch, es war der amerikanische Aufklärer Lockheed U-2.
Die Jagd auf die Lockheed U-2 und auf ähnliche Flugzeuge wurde zur Hauptaufgabe der Luftverteidigung des Landes in den nächsten Jahren. Im April 1960 starteten wiederum in Andishan vier MiG-19P zum Abfangen eines U-2-Höhenaufklärers. Der Höhepunkt dieses Wettlaufes zwischen Höhenaufklärer und Luftabwehr war der Abschuss der U-2 von Powers durch eine Boden-Luft-Rakete S-75. Leider wurde bei dieser Aktion eine MiG-19P des 764. JG durch die Raketensalve mit abgeschossen. Den ersten, aber nicht letzten Sieg, erzielte eine MiG-19P am 1. Juli 1960 im Norden der UdSSR mit dem Abschuss einer RB-47.

Lesen Sie in der FliegerRevue X Nr. 67 die ganze Geschichte und eine Beschreibung des Aufbaus der MiG-19 und der verschiedenen Varianten des Überschalljets.