Serie Geheimwaffen: Ungewöhnliche Waffenprojekte

Serie Geheimwaffen: Ungewöhnliche Waffenprojekte

Hexenkessel, Hadubrand, Flugsommer, Fuchs, Flakmine V7, Windkanone oder Lichtlanze –
unter diesen Tarnbezeichnungen wurden von der Luftwaffe oder der SS ungewöhnliche Waffen gegen alliierte Flugzeuge entwickelt.
Jagdflieger, die zur Abwehr eines Bomberverbandes aufgestiegen waren und diesen von oben betrachteten, hatten den Eindruck, es handele sich um ein Flächenziel ähnlich einem Gelände. Aus diesem Eindruck heraus entstand die Idee, Bomben gegen ein solches Geschwader einzusetzen. Was im ­ersten Augenblick einfach schien, erwies sich in der praktischen Durchführung als schwierig. Bomben mit Aufschlagzündern konnten nicht verwendet werden, da die Bomber nur einen kleinen Bereich der Trefferfläche abdeckten. Versuche mit Zeitzündern schlugen fehl. Geringe Abweichungen in der Abwurfhöhe oder Zündverzögerungen brachten die Bomben weit unter dem Verband zur Explosion.
Als Lösung bot sich an, den Luftdruckunterschied zwischen der Flughöhe der Bomber und des Jagdflugzeugs zur Zündung auszunutzen. Im Jahr 1943 wurde die Technische SS- und Polizeiakademie in Brünn beauftragt, einen barometrischen Zünder für Bomben zu entwickeln. Ende des Jahres 1944 war das Gerät, bezeichnet als Baro I, endlich einsatzbereit. Die Einsatzerprobung erfolgte mit Düsenjägern Messerschmitt Me 262. Der Bombenträger setzte sich erst auf die Flughöhe der Bomber und speicherte diesen Luftdruck im Baro I. Dann überstieg er den Bomberverband um etwa 500 bis 1000 Meter. Nach dem Ausklinken der Bombe direkt über dem Verband zündete Baro I beim Erreichen des voreingestellten Luftdrucks. Soweit die Theorie. Das Tagebuch des Chefs der Technischen Luftrüstung musste jedoch in der ersten Woche des Jahres 1945 vermerken: „Luftzielbekämpfung durch Bomben mit barometrischen Zünder mit 8-262 (Prof. Grundmann) Versuchsabwurf erfolglos. Mit akustischem Abstandszünder 5 Geräte AB 500 am 6.1. einsatzbereit.“


Die zweite im Protokoll vermerkte Bombenversion war aus einer Spezialanwendung gegen Infanterie entwickelt worden. Bei Rheinmetall-Borsig hatte man die Idee, Bomben in Gruppen zu werfen. Die größte Wirkung gegen Infanterie würde jedoch nicht beim Einschlag ins Erdreich entwickelt, sondern wenn die Bomben noch in der Luft explodieren. Der Explosionsknall der ersten einschlagenden Bombe sollte die mit Mikrophonen gekoppelten Zünder der anderen, noch stürzenden Bomben, zum Auslösen bringen. Das System hat nie richtig funktioniert. Als die Ideen von der Bombardierung von Geschwadern in der Luft aufkam, erinnerte man sich bei der Luftwaffe an den Akustikzünder. Am Heck einer 250-kg-Bombe wurde ein Geräuschgenerator namens Fuchs installiert. Ein Bomber sollte das Geräusch von Fuchs reflektieren und in einer Distanz von etwa 20 Metern den Akustikzünder auslösen. Aber auch dieses System konnte seine Praxistauglichkeit nicht beweisen und wurde kein Erfolg. Beim Chef der Technischen Luftrüstung wurde in der zweiten Januarwoche 1945 protokolliert: „Bombenabwurf gegen Luftziele für 8-262: Major Stamp erhält 6 Stück 8-262 mit Gegner-Lage-Visier, fordert weitere 10 AB 500 mit 24 SD 15 Zt.“ Zur Erprobung der Luft-Luft-Bombardierung war im November 1944 ein Erprobungskommando aufgestellt worden, welches nach seinem Kommandeur, Gerhard Stamp, als EKdo Stamp bezeichnet wurde. Intern wurden die Versuche beim Kommando der Erprobungsstellen als „Schnellaktion Luftsprengpunkte“ geführt. Diese Versuchswürfe mit Bomben wurden bis in den Februar 1945 mit Düsenjägern Me 262 in Rechlin fortgeführt. Es kamen Bomben von 500 kg Gewicht und Abwurfbehälter, gefüllt mit kleinen Bomben zum Einsatz. Welche Zünder verwendet wurden, ist nicht vermerkt, es gab aber den Hinweis: „Funktion in Ordnung.“ Doch letztlich führten die Versuche nicht zum gewünschten Erfolg. Das Personal des Kommando Stamp wurde Ende März 1945 zum Düsen-Jagdgeschwader JG 7 versetzt.