Sowjetische Seeflieger im Zweiten Weltkrieg über dem Nordmeer

Sowjetische Seeflieger im Zweiten Weltkrieg über dem Nordmeer

Die sowjetische Kräftegruppierung im Norden war zu Beginn des Krieges ausschließlich für Verteidigungsaufgaben vorgesehen und vorbereitet. Der Nordflotte war die Verteidigung der Küste vor feindlichen Anlandungen und die Deckung der nördlichen Seewege, die strategische Bedeutung hatten, befohlen. Ungeachtet dessen griffen die WWS SF am 22. Juni, wenn auch mit geringen Kräften, den Flugplatz Chebukten und die Häfen Kirkenes, Linhammar und Vardø an. Am 27. starteten sieben SB zum Angriff gegen Kirkenes und Chebukten, wobei eine SB abgeschossen wurde.
Die deutsche Luftwaffe – nach sowjetischen nicht immer genauen Aufklärungsangaben ca. 170 Flugzeuge Ju 88, Ju 87, He 111, Bf 109, Bf 110 – handelte zu Kriegsbeginn aktiv. Die Lage der genutzten Flugplätze in Norwegen und Finnland begünstigte die Kampfhandlungen. So war die Basis Chebukten nahe Kirkenes nur geeignet für Jagdflugzeuge, ca. 150 km von der Frontlinie, Banak, wo auch Bombenflugzeuge stationiert waren, keine 300 km entfernt. Am Morgen des 24. Juni 1941 griffen deutsche Flugzeuge den Hafen und die Stadt Murmansk, die Flottenbasis Poljarny und andere Ziele an. Am 29. Juni vernichteten sie auf dem Flugplatz Wajenga sechs Flugzeuge, darunter eine SB, und beschädigten weitere 18. Im Juli 1941 griffen Ju 87 und Ju 88 bis zu dreimal am Tage den Flugplatz Wajenga an, wo es zu heftigen Luftkämpfen mit hohen Verlusten bei den sowjetischen Jagdfliegern kam. Anfang Juli versenkten Ju 87 und Ju 88 mehrere sowjetische Schiffe, am 20. den Zerstörer „Stremitelny“.


Mit den ersten Gefechten zeigte sich sofort die Schwäche der sowjetischen Angriffsfliegerkräfte. So blieben Luftangriffe gegen die 6. deutsche Zerstörerflottille am 22. und 24. Juli erfolglos. Der Archangelsker Militärbezirk verfügte über das 80. BAP mit drei Staffeln SB und einer Staffel DB-3F, die aber gerade erst zugeführt worden war. Aus der Staffel wurden am 27. Juli 1941 sechs DB-3F unter dem Kommando des Staffelkommandeurs Hptm. Belkin auf den Flugplatz Wajenga überführt und den WWS SF unterstellt. Die Flugzeuge waren nicht für den Torpedo- oder Minenabwurf ausgerüstet, was dem Kommandierenden der WWS wenig Sorgen bereitete, wurden doch alle Fliegerkräfte zur Abwehr der Offensive des XIX. deutschen Gebirgsjägerkorps in Richtung Petsamo und Murmansk eingesetzt. Diese Offensive wurde am 14. Oktober 1941 auf Befehl Hitlers eingestellt. Die Lage am Boden änderte sich bis Oktober 1944 nicht mehr wesentlich. Damit verblieb Murmansk als Hauptanlaufhafen für die alliierten Konvois in sowjetischer Hand.


Am 15. Juli überstellte die Schwarzmeerflotte ein Paar Sturzkampfbombenflugzeuge Pe-2, die am 21. nach Angabe der Piloten das Transportschiff „Wandsbeck“ (2388 BRT) versenkten. Es war aber nur beschädigt, wurde auf Grund gesetzt und die Fracht entladen.
Am 25. Juli – Finnland war in den Krieg gegen die Sowjetunion eingetreten – hatten Aufklärungsflugzeuge auf dem Flugplatz Luostari deutsche Bomben- und Jagdflugzeuge festgestellt, gegen die vier Angriffe geflogen wurde, wobei wegen der schlechten Wetterbedingungen nur beim dritten ein Paar SB den Flugplatz fand und die Landebahn traf. Eine SB verlor die Orientierung und musste notlanden. Es gab auch an diesem Tag weitere sowjetischen Verluste, als ein Dutzend Ju-88 mit Brandbomben offen abgestellte Flugzeuge angriffen und eines in Brand steckten. Am nächsten Tag bombardierten die DB-3F die Stadt Kirkenes, da die Luftaufklärung am Vortage Schiffe der 6. Flottille im Hafen festgestellt hatte. Getroffen wurde keines der Schiffe. Die alarmierten Messerschmitt Bf 109 schossen eine DB-3F ab, die in der Nähe der von den sowjetischen Truppen gehaltenen Halbinsel Rybatschi auf dem Wasser niederging. Die Besatzung konnte sich mit dem Schlauchboot retten. In der ersten Augusthälfte wurden die Bomber zu Angriffen gegen den Flugplatz Bardufoss und die Truppen im nahen Hinterland eingesetzt. Am 9. August ging die dritte DB-3F verloren. Bei einem Feindflug wurde sie stark beschädigt und musste abgeschrieben werden. Einen Tag später griffen Küstenartillerie und je ein Paar Pe-2 und SB deutsche Zerstörer an und beschädigten die „Richard Beitzen“ durch Nahtreffer. Bis Ende August gingen acht SB, drei DB-3F und zwei Pe-2 verloren. Am 28. September erfolgte mit neun Bomben- und 26 Jagdflugzeugen ein erfolgreicher Angriff, bei dem eine Brücke über den Fluss Petsamon zerstört wurde.