Tupolew Tu-16, Teil 2: Exporte und Kampfeinsätze

Tupolew Tu-16, Teil 2: Exporte und Kampfeinsätze

Anfang 1954 wurden die ersten Tu-16 bei den sowjetischen Luftstreitkräften in Dienst gestellt. Bereits am 1. Mai überflog eine Neunergruppe während der Maidemonstration den Roten Platz in Moskau. Zuerst erhielten die Schweren Bombenfliegerdivisionen die Maschine. Während des Kalten Krieges hatten sie die Aufgabe des Gegenschlages nach einem gegnerischen Kernwaffenangriff, vor allem in der Zeit, als sich die Interkontinentalraketen noch in der Entwicklung befanden. Deshalb wurden der Bomben- und Atombombenwurf und Lenkflugkörpereinsatz intensiv trainiert und in allen Manövern und Luftverteidigungsübungen der Warschauer Vertragsstaaten von 1962 bis 1988 geübt, indem die Tu-16-Geschwader bis an die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland flogen. Wenn auch die Tu-16 amerikanisches Territorium nicht erreichen konnten, wurden Militärbasen und Industrieanlagen in Europa und in anderen Ländern zum wichtigsten Ziel. Durch die hohe Anzahl an Tu-16 gelang es der Sowjetunion, eine relative Parität der Kernwaffen-Angriffskräfte zu schaffen.
1956 erhielten die Baltische Flotte und danach die Schwarzmeer- und Nordmeerflotte die Tu-16T. Es zeigte sich aber, dass bei Abwurf der Torpedos bei hoher Geschwindigkeit und aus großer Höhe die Trefferwahrscheinlichkeit gering war. Selbst bei einem Gruppenabwurf lag sie nicht höher als 40 bis 50 Prozent. Als die Lenkflugkörper zum Einsatz kamen, erlosch das Interesse an Torpedoabwürfen völlig und nach nur drei Jahren endete die Nutzung. Die Tu-16T war auch das letzte Flugzeug dieser Klasse. Die Bewaffnung der Flugzeuge mit Lenkflugkörpern bedeutete für die Flotte eine Stärkung der Gefechtskraft und war ein wichtiger Teil des Trainings.

Die Tu-16R der Fliegerkräfte der Flotte begannen sofort nach Einführung mit planmäßigen Aufklärungsflügen. Im Sommer 1961 erreichte eine Besatzung bei einem Flug über den Nordpol mit zwei Luftbetankungen eine Flugdauer von 11 Stunden und 48 Minuten. Die Besatzungen der Fliegerkräfte der Pazifikflotte flogen mit einer Luftbetankung bis östlich von Japan, um Flugzeugträgergruppen der U.S. Navy aufzuklären, von denen natürlich Jagdflugzeuge starteten, um die Tu-16R zu begleiten. Deshalb wurden für die Praxis taktische Varianten erarbeitet, die eine gedeckte visuelle Aufklärung ermöglichten, indem vor Erfassung durch die gegnerischen Radare die Höhe verringert und die Ziele im Tiefflug angeflogen wurden.. Als die sowjetische Flotte begann, in internationalen Gewässern zu operieren und die Tu-16 sie auf große Entfernung begleiteten, mussten Maßnahmen für die Flugsicherheit ergriffen werden. Das betraf sowohl die häufigen engen Kontakte mit Jagdflugzeugen als auch Suche und Rettung bei Havarien oder Katastrophen. Verträge mit anderen Staaten regelten die unmittelbare Durchführung der Aufklärung, um Konflikte zu vermeiden. Am 25. Mai 1968 bekam eine Tu-16R bei der Aufklärung einer Flugzeugträgergruppe der U.S. Navy vor Norwegen Wasserberührung und stürzte ins Meer. Der Versuch der sowjetischen Flottenführung, amerikanische Jagdflugzeuge für die Katastrophe verantwortlich zu machen, scheiterte kläglich. Die Amerikaner legten Filmaufnahmen vor, die den Flug in unzulässig geringer Höhe und die Wasserberührung in einer Kurve zeigten.