Tupolew Tu-4

Tupolew Tu-4

Stalin sah noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor, dass ein neuer Weltkrieg bevorsteht, diesmal mit den westlichen Alliierten. Die sowjetische Landstreitkräfte standen keinesfalls den alliierten nach. Doch die Luftstreitkräfte, und insbesondere die Fernfliegerkräfte, blieben vor den amerikanischen und britischen weit zurück. Die sowjetische Flieger flogen während des Krieges nur wenige Einsätze mehr als 50 km hinter die Frontlinie. Die sowjetischen Luftstreikräften verfügten nur über 32 bereits veraltete viermotorige Bomber Petljakov Pe-8. Es gab also kein Flugzeug, das eine Atombombe bis zu Zielen in England und den USA tragen könnte.

Deshalb war die Landung in 1944 von drei amerikanischen Bombern Boeing B-29 Supefortress auf sowjetisches Territorium für die Russen eine „Gottesgabe“ (Dar Boschii). Das war der modernste Bomber seiner Zeit. Er konnte bis zu 10 t Bomben tragen und in Höhe 11 000 m mit Geschwindigkeit 575 km/h fliegen. Die  Bewaffnung bestand aus 12,7-mm schwere MG in ferngelenkten Zwillings-Waffenständen.

Die erste B-29, die auf sowjetischem Territorium am 29 Juli 1944 gelandet ist, war die Ramp Tramp (Werk-Nr. 42-6256) der 20. Luftflotte, stationiert in Chengtu, China. Sie kehrte zurück von einem Bombenangiff gegen japanische Ziele in die Mandschurei, als Defekte in der elektrischen Anlage auftraten. Der Kommandeur Hauptmann Howard R. Jarrett beschloss auf dem sowjetischen Marinestützpunkt Zentralnaja Uglowaja bei Wladiwostok notzulanden. Er glaubte ganz naiv, dass er dort freundlich empfangen sein wird, sein Flugzeug repariert werden konnte und dass er dann zu seinem Heimathafen zurückfliegen wird. Doch der Bomber wurde beschlagnahmt und die Besatzung verbrachte mehrere Monate in einem Lager in Zentralasien, bevor sie über den Iran repatriiert wurde. Bald darauf landeten bei Wladiwostok die Bomber General H.H.Arnold Special (Werk-Nr. 42-6365) und Ding How (Werk-Nr. 42-6359), die ebenfalls beschlagnahmt wurden. Die USA haben nicht protestiert, um die bereits schlechten Beziehungen zu der Sowjet Union nicht zu verschlechtern. Niemand in Washington konnte sich vorstellen, was für eine entscheidende Rolle diese Flugzeuge in der Entwicklung der sowjetischen Luftmacht in den nächsten zwei Jahren spielen werden.