V-2-Rakete mit Doppeldeckerflügel

V-2-Rakete mit Doppeldeckerflügel

Durch die Landung der Westalliierten in Frankreich am 6. Juni 1944 waren die vorbereiteten Startstellungen der deutschen Vergeltungswaffen gegen England der Gefahr ausgesetzt, überrannt zu werden. Zog man die Startpunkte dieser Flugkörper weiter nach Deutschland zurück, geriet das Hauptziel, die britische Hauptstadt London, außer Reichweite.
So besannen sich die Peenemünder Raketen-Entwickler auf einen Plan aus dem Jahr 1939. Die ballistische Rakete stieg bei ihrem Flug etwa 60 bis 80 km hoch und stürzte von dort auf das Ziel. Der Einschlag erfolgte mit etwa 5000 km/h. Diese Bewegungsenergie wollten sie nutzen, indem sie die Rakete mit Tragflächen versahen und sie ähnlich einem (sehr schnellen) Segelflugzeug eine weite Strecke im Gleitflug zurücklegen ließen. Entgegen den im Parabelflug erreichbaren 250 km Reichweite, hofften die Konstrukteure mit der Tragflächen-Variante A9 etwa 450 km, bei einer verbesserten Version sogar 600 km weit fliegen zu können.

Peenemünde, V2 beim Start
Die Vorteile des Doppeldeckers
In den erhaltenen Dokumenten des Windkanals von Peenemünde findet sich die Variante des Aggregat 4 als Doppel­decker. Auf den ersten Blick erscheint die Kombination des fortschrittlichsten Flugkörpers seiner Zeit mit einem Doppeldeckerflügel aus der Epoche der Luftfahrtpioniere ein Widerspruch zu sein. Beide Flächen des Doppeldeckers lagen nicht in einer Ebene mit den Heckflossen, eine negative Beeinflussung der Luftruder fand somit nicht statt. Die zur Auftriebserzeugung notwendige Fläche konnte auf zwei Flügel verteilt werden. Dies verkürzte die Spannweite und minderte einerseits die Torsionsbelastung der Flügelstruktur. Andererseits wurde die durch einseitigen Windeinfluss eingeleitete Drehkraft auf den Flugkörper reduziert, es werden nur geringere Steuerkräfte abgefordert. Als Optimum sahen die Peenemünder einen Flügel an, dessen Spannweite genau so groß war, wie die der Heckflossen.

In der FliegerRevue X 54 finden Sie die Beschreibung dieses Projektes und einen Dreiseitenriss der Doppeldecker-V-2.