Canadair CL-28 Argus

Canadair CL-28 Argus

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa war es auch in Kanada zu erheblichen Reduzierungen bei den Streitkräften einschließlich dem verwendeten Fluggerät gekommen. Acht Staffeln der 6th Bomb Group der Royal Canadian Air Force (RCAF) und ausgerüstet mit in Kanada hergestellten Lancaster Mk10-Bombern wurden zurück in die Heimat verlegt und auf Basen in Nova Scotia verteilt. Zunächst noch als Verstärkung für den Krieg gegen Japan gedacht, erfolgte bald die Außerdienststellung dieser Bomber und der Verkauf an Schrotthändler. Mit den sich verändernden Machtverhältnissen in Ost-Europa, der Berlin-Blockade und dem zunehmenden Misstrauen unter den ehemaligen Alliierten, sah auch Kanada die Notwendigkeit einer weiträumigen Seeüberwachung. Die ausgemusterten Lancaster-Bomber boten eine Möglichkeit zur Erfüllung dieser Aufgabe. Insgesamt 60 der bereits eingelagerten Lancaster wurden zurückgerufen und für die Rolle als Seeüberwachungsflugzeug modifiziert. Außerdem sollten die nun auch als Lancaster MR.10 und MP.10 bezeichneten Maschinen Schiffskonvois begleiten, Aufgaben zur elektronischen Kampfführung sowie die U-Boot-Jagd übernehmen. Es erfolgte die Ausstattung mit einem X-Band-Radar vom Typ AN/APS-33 sowie mit abwerfbaren Sonarbojen, doch war schnell ersichtlich, dass die Lancaster für einen effektiven Einsatz eigentlich schon veraltet war. Bereits 1948 unterbreitete das in Montreal ansässige Unternehmen Canadair Ltd. der RCAF den Vorschlag, ein neues Marinepatrouillenflugzeug zu bauen. Das sollte eine gestreckte Variante der seit 1946 gebauten North Star sein, die wiederum auf der Douglas DC-4 basierte.

Air to air view of Argus A/C # 20723 flying over a submarine in the Atlantic Ocean.

Mehr als ein Jahr nach dieser Offerte fragte diesmal die RCAF bei Canadair an, ob man dort nicht die DC-6 als Ausgangsbasis für das benötigte Flugzeug nutzen könnte. Doch waren die gestellten Anforderungen, auch mit den entsprechenden Umkonstruktionen nicht zu bewältigen, sodass Anfang 1952 ein weiteres Verkehrsflugzeug in den Fokus der RCAF geriet. Diesmal die Bristol 175, die zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht geflogen war. Sie startete im August zu ihrem Erstflug und wurde dann unter dem Zusatznamen Britannia ein bekanntes Langstreckenverkehrsflugzeug. Die Britannia bot unter Verwendung vorhandener Komponenten tatsächlich gute Voraussetzungen für eine Fortentwicklung.

Air to air, close up head on front view of the Argus aircraft in flight over clouds.

Letztlich wurde nicht nur der künftige U-Boot-Jäger, sondern auch das Transport- und Verkehrsflugzeug CL-44 aus der Britannia entwickelt und in 39 Exemplaren bei Canadair hergestellt. Das half insgesamt Kosten bei der Herstellung, der Bereitstellung von Materialien, Werkzeugmaschinen, Ersatzteilen, technischen Dokumentationen, Prüfmitteln oder auch ausgebildeten Fachkräften und den damit verbundenen Produktionsabläufen zu sparen.