Einmotorige Aufklärer der Alliierten Militärmissionen in Berlin

Einmotorige Aufklärer der Alliierten Militärmissionen in Berlin

Während der deutschen Teilung klärten die Militärmissionen der Westalliierten das Gebiet rund um Berlin genau auf. Der Autor war Mitglied der französischen Mission und gibt einmalige Einblicke in die damalige Tätigkeit.
Neben verschiedenen Hubschraubern verfügten die US-Streitkräfte bzw. die „Berlin Air Brigade“in den 1960er-Jahren auch über Flächenflugzeuge wie die Cessna Bird Dog O-1, gefolgt ab 1973 von zwei Exemplaren der DHC-2 Beaver U-6A bis 1979/1980 und schließlich von zwei seltenen ­UV-20A ­Chiricahua ab 1979 bis 1990. Die Beaver war bei den Besatzungen besonders beliebt wegen ihrer freundlichen Flug­eigenschaften, der niedrigen Geschwindigkeit und ihres harmlosen Verhaltens im unteren Geschwindigkeitsbereich. Für Fotoaufnahmen wurden die beiden unteren, trapezförmigen Fenster entfernt.
Die zweimotorige, sechssitzige Cessna Super Skymaster O-2 war eigentlich als Ersatz für die Beaver gedacht und zwei Maschinen wurden ab Dezember 1974 bis 1979 eingesetzt. Die Cessna waren jedoch für ihre speziellen Aufgaben nicht so beliebt. Sie waren recht laut und daher schon früh auszumachen, dafür boten sie aber durch zusätzliche Fenster auf der rechten Rumpfseite eine gute Sicht nach unten. Ersatz für die Cessna kam schließlich in Form von zwei Pilatus PC-6B2 bzw. UV-20A. Es gibt Aufnahmen mit den beiden U-6A und den beiden UV-20A, die zeigen, dass beide Typen auch für einige Zeit gleichzeitig im Einsatz standen.
Die Pilatus PC-6 Turbo Porter waren insbesondere wegen ihrer Langsamflugeigenschaften gut für die Beobachtung geeignet. Mit der Militärbezeichnung UV-20A und dem Namen Chiricahua (ein indianischer Name) wurden sie von der Army geflogen. Sie führten Aufklärungsflüge der US-Militärmission (USMLM) innerhalb der 74 km (40 NM) im Durchmesser messenden Berlin Control Zone (BCZ) durch. Als Zentrum dieser Zone wurde das Alliierte Kontrolratsgebäude am Kleistpark im Bezirk Schöneberg fetsgelegt.


Für die Fotoaufklärung wurden das Austrittsrohr der PT-6-Turbine auf der rechten Seite verlängert und nach unten verlegt. Dadurch sollte vermieden werden, dass bei Aufklärungsflügen verwendete Foto- Objektive oder Kameras durch Ruß verschmutzt oder durch Hitze beschädigt wurden. Die beiden seitlichen, ovalen Fenster an der Schiebetür auf der rechten Rumpfseite wurden durch ein großes, klappbares Fenster ersetzt. Fotografiert wurde meistens mit Kameras Nikon F 2 mit Teleobjektiven von 500 oder 1000 mm Brennweite.
In Deutschland waren dies die beiden einzigen UV-20A in US-Diensten. Für größere Wartungsarbeiten wurden die Maschinen zum Flugplatz der U.S. Army Coleman Barracks bei Mannheim überführt. Insgesamt hatten die US-Streitkräfte nur etwa 23 solche Flugzeuge von Fairchild-Hiller im Einsatz, unter anderem auch in Vietnam. Die hier nach dem Ende des Konfliktes vorhandenen Flugzeuge wurden dann von der vietnamesische Armee benutzt. Die UV-20A dienten auch zur Überwachung der rund 170 km langen Mauer um Berlin.
Zur Erhaltung Ihrer Typen-Qualifikation führten die Besatzungen auch regelmäßig Refresher-Kurse beim Hersteller Pilatus in Stans durch, insbesondere da ja in Europa keine weiteren Maschinen dieses Typs bei US-Streitkräften in Dienst standen. Interessanterweise sollen die UV-20A ausnahmsweise bei besonders starkem Seitenwind von Tempelhof auch schon mal quer zu den üblichen Start-und-Lande-Bahnen über einen Rollweg gestartet sein. Dank der ausgeprägten STOL-Eigenschaften der Maschine war dies kein Problem. Es gilt als allgemein bekannt, dass die PC-6 extrem seitenwindempfindlich war – damit wurde dann auch der außergewöhnliche Start begründet.