Nakajima Ki-43 Hayabusa – der japanische Wanderfalke

Nakajima Ki-43 Hayabusa – der japanische Wanderfalke

Der Prototyp des neuen Flugzeugs, welches die Bezeichnung Ki-43 erhielt, war am 12. Dezember 1938 fertiggestellt. Bei der Flugerprobung nach dem Jungfernflug Anfang Januar 1939 zeigte sich jedoch, dass die Flugleistungen keineswegs den Erwartungen entsprachen. Die Ki-43 war nur wenig schneller, aber nicht so wendig, wie die Ki-27, außerdem hatte sie schlechte Start- und Landeeigenschaften.

Enttäuscht wollte das Oberkommando diese Entwicklung abbrechen. Doch Itokawa konnte dies abwenden, indem er sein Wort gab, die Maschine zu überarbeiten und damit die Flugeigenschaften entscheidend zu verbessern. Der Rumpf wurde verschlankt, das Leitwerk erhielt dünnere Profile und an den Tragflächen wurden Landeklappen installiert, welche die Langsamflug-Eigenschaften erheblich verbesserten. Beim elften Prototyp wurden Manöverklappen an den Flügel erprobt, welche sich als sehr effektiv erwiesen. Mit einem stärkeren Motor und einem Zweiblatt-Verstellpropeller übertrafen die Leistungen jetzt alle Vorhersagen. Nakajima drängte nun darauf, die Serienproduktion der Version I so schnell wie möglich zu beginnen.

Obwohl die Hayabusa etwas kleiner und leichter war als die Zero, flog sie mit 496 km/h Höchstgeschwindigkeit erheblich langsamer als die Zero mit 532 km/h. Auch die Bewaffnung machte Probleme. Die neuen 12,7-mm-Kanonen Ho-103 waren wohl von den amerikanischen schweren MG M2 mit 0,50 inch Kaliber inspiriert. Die Munition wiederum basierte auf den italienischen Breda-Granaten. Diese waren aber sehr unzuverlässig und explodierten oft unmittelbar nach Verlassen des Laufes. So wurden die ersten Serienflugzeuge mit Maschinengewehren Typ 89 vom Kaliber 7,7 mm ausgerüstet, die schon in der Ki-27 verwendet wurden. Das japanische Fliegerass, Major Tateo Kato, der Kommandeur der 64. Koku Sentai (Gruppe), schwor auf die bessere Wirkung der Kanonen und behielt die Ho-103 in seiner Hayabusa. Seine Waffenwarte hatten alle Hände voll zu tun, um die Bordwaffen einsatzbereit zu halten.

Die kleinste fliegende Einheit des japanischen Heeres war die Shotai (Kette) mit jeweils drei Flugzeugen. Drei oder vier Shotai bildeten eine Chutai (Staffel) mit bis zu zwölf Flugzeugen. Drei oder vier Chutai zusammen ergaben eine Sentai (Gruppe), die noch über einen fliegenden Gruppenstab verfügte. So kamen etwa 50 Maschinen zusammen. Eingesetzt wurden meist die einzelnen Staffeln (Chutai) von einem eigenen Flugfeld. Operationen der kompletten Gruppe (Sentai) waren eher selten. Die größte Kampfeinheit war die Hikodan (Geschwader oder Brigade), die verwaltungsmäßig drei bis fünf Sentai zusammenfasste, aber nie geschlossen in einen Einsatz startete. Darüber standen die Hikoshidan (Division), zu denen neben ein oder zwei Hikodan noch Schuleinheiten oder Transportflieger gehörten.

Weitere Probleme tauchten auf, als die ersten Hayabusa zwischen Juni und August 1941 begannen, die alten Ki-27 in den Gruppen Nummer 59 und 64 abzulösen. Als die 59. Koku Sentai von Hankou (heute Wuhan) aus am 29. Oktober ihren ersten Einsatz mit dem neuen Flugzeug flog, gab es einige Flugunfälle, die auf strukturelles Versagen der Zelle zurückzuführen waren. Beim Versuch, soviel Gewicht wie möglich zu sparen, waren die Konstrukteure bei den Flügeln zu weit gegangen. Bei Sturzflügen konnten die Tragflächen den Luftkräften nicht mehr widerstehen. Die Maschinen mussten zum Nachbessern in eine Werft gebracht werden. Hier wurden dann an den Flügeln gleich auch Haltepunkte für Abwurftanks installiert. Da die Wahrscheinlichkeit eines Krieges mit den Vereinigten Staaten von Amerika und mit Großbritannien stieg, wurden die Gruppen 59 und 64 schnellstmöglich als Unterstützung für die geplante Invasion Malaysias verlegt. Verstärkt wurden diese Jägerkräfte durch die Gruppen Nummer 1, 11 und 77 mit ihren Ki-27.

Major Kato von der 64. Koku Sentai war einer der schärfsten Kritiker der Ki-43. Einer seiner Staffelkapitäne, Leutnant Yohei Hinok, erinnerte sich nach dem Krieg: „Er beklagte sich nicht, sondern sagte immer, er wolle aus der Maschine etwas machen.“ Hinoku für seinen Teil, war weniger zurückhaltend: „In der Strebe, welche das Fahrwerk einfuhr, gab es einen Riss, der groß genug war, sodass ich meinen kleinen Finger hineinstecken konnte. Das Flugzeug war ein Desaster. Wir wollten da nicht einsteigen. Ich kletterte mit Sorgen in das Flugzeug und war unglücklich und voller Angst.“