Im Flakfeuer über Deutschland

Im Flakfeuer über Deutschland

Viele über Deutschland abgeschossene alliierte Bomber gingen auf das Konto der Flak. Die Besatzungen fürchteten das Flakfeuer – doch wie erfolgreich war die Abwehr wirklich? Berichte von alliierten Piloten und eine ausführliche Beschreibung der deutschen Flugabwehr im Zweiten Weltkrieg zeigen den Kampf am Himmel von beiden Seiten.

Die Struktur der Flakwaffe
Die kleinste Einheit der Flakverteidigung war das einzelne Geschütz mit seiner Bedienung, bestehend aus dem Geschützführer und neun Mann für ein 8,8-cm-Geschütz. Im Laufe des Krieges wurde die Mannschaft auf den Geschützführer mit sechs Mann reduziert. Vier Geschütze bildeten eine Batterie mit dem verantwortlichen Batteriechef (meist Hauptmann). Ab 1943 wurden in der Reichsverteidigung die Schweren Batterien aus 8,8-, 10,5- oder 12,8-cm-Geschützen auf bis zu zwölf Geschütze zu Großbatterien aufgestockt. Im Extremfall, auf den Flaktürmen der Großstädte, bestand die Bewaffnung aus 12,8-cm-Zwillingsgeschützen. In den ersten Kriegsjahren waren vier (selten nur drei) Batterien zu einer Flakabteilung zusammengefasst, die von einem Major geleitet wurde. Die Abteilung war die taktische Grundeinheit der Flakwaffe.

Deutschland, Flakturm mit Vierlingsflak

Der Ausrüstung entsprechend gab es Schwere, Leichte, Gemischte und Scheinwerfer-Abteilungen, teilweise als motorisierte oder halbmotorisierte Abteilung mit Fahrzeugen. Vier, ab 1943 in der Reichsverteidigung sechs Abteilungen wurden als Regiment unter einem Oberst als Regimentskommandeur mit seinem Stab geführt. Zwei bis vier Regimenter zusammengefasst bildeten eine Flakbrigade, von denen zwei bis maximal vier ab September 1941 zu einer Flakdivision mit ortsfestem Stab unter einem Divisionskommandeur gruppiert wurden. Flak-Divisionen in der Reichsverteidigung waren dem Luftgau-Kommando als zentrale Schaltstelle der regionalen Luftverteidigung unterstellt.
Als Beispiel für die personelle Besetzung soll hier die 14. Flakdivision (Leunawerke) aus dem Oktober 1944 dienen:
–     Soldaten der Luftwaffe    28 000 Mann
–     Reichsarbeitsdienst    18 000 Mann
–     Luftwaffenhelfer männl.    6000 Mann
–     Flakhelferinnen    3050 Frauen
–     italienische Freiwillige    900 Mann
–     russische Kriegsgefangene als Freiwillige    3600 Mann
–     andere Hilfskräfte    3000 Mann
Somit hatte die 14. Flakdivision eine Personalstärke von 62 550 Mann. Im Laufe des Krieges wurden immer mehr reguläre Soldaten der Flakeinheiten an die Front abkommandiert und durch Hilfskräfte ersetzt. Bekannt sind die Flakhelfer aus den Reihen der Hitlerjugend oder die weiblichen Luftwaffenhelferinnen, die hier als Flakhelferinnen bezeichnet wurden. Aus den Reihen von kriegsgefangenen oder internierten Soldaten von Gegnerstaaten, hauptsächlich aus der Sowjetunion und Italien meldeten sich viele freiwillig zum Dienst bei der Flak. Diese Menschen hofften, so den lebensfeindlichen Umständen der Gefangenenlager entkommen zu können.
All diese Helfer wurden von der Wehrmacht als Nichtkombatanten eingestuft und durften keine direkten Handlungen zum Abfeuern der Geschütze vornehmen. Diese Tatsache und die Kennzeichnung der Helfer wurde den Kriegsgegnern mitgeteilt. Geriet die Flakstellungen aber in die unmittelbare Kampfzone, konnten die Hilfskräfte kein Pardon erwarten. Bei einer Bombardierung der Flakstellungen war diese Unterscheidung sowieso wertlos. Besonders schlimm traf es die russischen Hilfswilligen, ihnen drohte nach Gefangennahme durch die Rote Armee ausnahmslos die Todesstrafe.

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Die Schwere Flak – die Hauptwaffe gegen Bomber
Auch nach über 70 Jahren nach Kriegsende ist der Begriff „Achtacht“ das Synonym für die Luftverteidigung Deutschlands. Die Kanone für Granaten mit dem Kaliber 88 Millimeter ist die Kreuzung einer Weiterentwicklung eines Marinegeschützes des Ersten Weltkriegs und der schwedischen 7,5-cm-Flak von Bofors. Die erste Version wurde 1933 noch im Geheimen bei der Reichswehr eingeführt. Die genau Bezeichnung lautete 8,8-cm-FlaK 18, wobei 18 eigentlich das Jahr der Indienststellung angeben sollte, aus Tarngründen aber einfach auf das Jahr 1918 zurückverlegt wurde, um die Tatsache der Neuentwicklung zu verschleiern.
Verschossen wurden den ganzen Krieg hindurch die Sprenggranatpatronen 8,8 cm L/45. Verschussbereit wog diese Granate 14,5 kg, das eigentliche Geschoss 9 kg. Der Schlagbolzen des Geschützes entzündete die Treibladung aus Nitroglyzerinpulver in Stangenform in der Kartusche. Bei der Explosion des Pulvers entstand im Geschützrohr ein Überdruck von etwa 2500 bar. Dadurch wurde die Granate mit einer Mündungsgeschwindigkeit von etwa 800 m/s aus dem Rohr befördert. Damit konnte das Geschoss eine Flughöhe von 8800 Metern erreichen. Im Laufe des Krieges wurde die Mündungsgeschwindigkeit durch bessere Pulversorten und geänderte Bauweise des Geschützes gesteigert und damit die Reichhöhe verbessert.

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Vor dem Laden musste der Zünder der Granate auf die geplante Detonationshöhe eingestellt werden. Die entsprechenden Werte erhielt der Ladeschütze von einem Kommando- und  Rechengerät der Zielerfassung. Anfangs manuell mit einem Zünderstellschlüssel, später automatisch mit einem Zündereinstellgerät wurde die Laufzeit des Uhrwerkszünders vorgewählt. Die Granate bestand aus Preßstahl und erzielte ihre Kampfwirkung hauptsächlich durch Splitter. Die 8,8-cm-Flak 18 konnte nur bis zu einer Überhöhung von 85 Grad aufgerichtet werden, dies wurde bei späteren Ausführungen dann auf 90 Grad verbessert. Eine eingespielte Geschützmannschaft konnte 15 Granaten pro Minute verfeuern. Nach 20 bis 25 Schuss musste das Feuer aber zum Abkühlen des Rohres für fünf Minuten eingestellt werden.

Kostenloser Download von Zusatzmaterial:
Die Feuerleitung der Flak